Beschreibung
Der Autor der Tagebuchaufzeichnungen dieses Buches war Josef Drábek (29. Dezember 1891 – 26. April 1961). Drábek war einer der engsten Schüler von Franz Bardon und lernte Bardon schon vor dem Zweiten Weltkrieg kennen. Beide teilten das Interesse an der “höchsten hermetischen Wissenschaft”. Franz Bardon pflegte laut Zeitzeugen zu sagen, dass Josef Drábek im Vergleich zu vielen anderen den Vorteil einer “eisernen militärischen Disziplin” habe, die ihm bei der tiefen Introspektion sehr helfe. Josef Drábek war nämlich sein ganzes Leben lang Berufssoldat. Er diente bereits in der Armee von Österreich-Ungarn, wechselte nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs zur tschechoslowakischen Armee und dann zur tschechoslowakischen Volksarmee, wo er als aktiver Offizier im Rang eines Oberst diente.
Die Familie von Franz Bardon lebte in Kylešovice bei Opava. Franz Bardon lebte zunächst mit seiner Familie zusammen, aber seit dem Zweiten Weltkrieg wollte er seine Angehörigen nicht mit den ständigen Besuchen zahlreicher Patienten belasten, welche ständig kamen, um von Bardon behandelt zu werden. So kaufte er ein Haus direkt in Opava, das gleichzeitig seine Praxis, sein Labor und sein magisches Arbeitszimmer war. Hier wurden die meisten seiner Manuskripte, spagyrischen Heilmittel und Rituale aufbewahrt, darunter auch ein großer magischer Spiegel, an den sich Bardons Schüler oft erinnerten.
Das Haus in der Oblouková-Straße 22 war in zwei Wohnungen aufgeteilt. Im ersten Stock lebte und praktizierte Franz Bardon, im Erdgeschoss lebte sein Schüler Josef Drábek, der sich auch um den normalen Betrieb des gesamten Hauses kümmerte und seinem Meister bei der Haushaltsführung half. Franz Bardon behandelte ihn im Gegenzug uneigennützig, als bei ihm einige Jahre vor seinem Tod eine schwere Krankheit auftrat, nämlich Krebs des Verdauungstrakts.
Die Struktur des Hauses war so angelegt, dass Franz Bardon tagsüber Patienten empfing, seine Schüler unterrichtete und später auch den Inhalt seiner Bücher vorbereitete, den er dann nach Konzepten seiner Schülerin Otilie Votavová in Prag diktierte. Am späten Nachmittag und frühen Abend widmete er sich einer notwendigen kurzen Ruhepause. Wenn Franz Bardon noch Zeit übrig hatte, ging er später am Abend ins Erdgeschoss zu Josef Drábek, um in privater Atmosphäre miteinander zu sprechen, wobei er auf dem Weg die Treppe hinunter immer laut ankündigte.
Josef Drábek schrieb auch privat verschiedene Texte für seinen Meister ab, die er seinen Schülern zur Verfügung stellen wollte. Ähnliche Hilfe boten auch einige andere Menschen an, sodass wir heute nicht genau feststellen können, wer welches Werk abgeschrieben hat. Die Zusammensetzung dieser Texte war sehr vielfältig: von Franz Bardons eigenen Werken über Auszüge aus Papus’ “Grundlagen der Geheimwissenschaft” bis hin zu Übersetzungen tantrischer Texte und einer Sammlung praktisch orientierter Artikel, die Franz Bardon aus der Vorkriegszeit aus der Zeitschrift “Medium” ausgewählt hatte.
Josef Drábek hinterließ neben der Hilfestellung zur Introspektion noch ein weiteres bedeutendes Werk, sein eigenes Tagebuch. Das Original dieses Buches ist ein stark gebundenes A5-Heft mit linierten Seiten, vom Autor mit einem weichen Bleistift beschrieben und mit roten Deckeln gebunden. Das hier vorliegende Manuskript enthält sowohl Fragmente aus dem magischen Tagebuch des Autors, die in Form von kurzen datierten Aufzeichnungen verfasst sind, als auch meditative Texte oder Betrachtungen, die das magische Vermächtnis des Autors darstellen. Der letzte Eintrag im Buch stammt vom 12. April 1961, vierzehn Tage vor seinem Tod.
Aus einer universellen Perspektive betrachtet, ist das Tagebuch von Josef Drábek ein einzigartiges Zeugnis für die tägliche Praxis fortgeschrittener Schüler der magischen Schule von Franz Bardon. Er gibt insbesondere Aufschluss darüber, wie diese Schüler mystische und magische Praktiken kombinierten und was das eigentliche Ziel ihres Lebens war.
Anmerkung:
Es ist berechtigt anzunehmen, dass der Autor alle anderen Notizbücher mit Aufzeichnungen seines magischen Tagebuchs zerstört hat. (Dafür spricht auch die Überlegung vom 2. November 1960: “Hermetische Bücher, Hilfsmittel, Talismane usw. [der Hermetiker] wird Personen überlassen, die sie nutzen können. Wenn er solche Leute nicht kennt, verbrennt er diese Gegenstände, damit sie nicht in die falschen Hände geraten und missbraucht werden.”) Das erhaltene Heft ist wahrscheinlich nur deshalb der Zerstörung entgangen, weil der Großteil seines Inhalts universell ausgerichtet war.
Josef Drabek - Ein Schüler Franz Bardons
Josef Drabek war über viele Jahre lang ein enger Schüler und Vertrauter Franz Bardons. Drabek widmete sich mit allergrößter Hingabe dem Kernelement des magischen Weges nach Bardon und Swami Sivananda: Nämlich der Veredelung des Charakters durch Introspektion und Herausbildung charakterlicher Tugenden als Ausdruck der Harmonie der vier Elemente.
Am 2. November 1960, wenige Monate vor seinem Tod, schrieb Josef Drabek in sein Tagebuch:
"Obwohl der Hermetiker weiß, dass er bald die materielle Welt verlassen wird, lebt er, als ob er noch hundert Jahre zu leben hätte. Bis zum letzten Moment erfüllt er seine Pflichten und Übungen, er lernt fleißig, vollbringt gute Taten und setzt so weiterhin seinen Weg zu seinem höchsten Ziel fort.
Er überwindet beharrlich Hindernisse, die sich ihm in den Weg stellen, und bewahrt sein Elementargleichgewicht so gut wie möglich.
Das Alter gilt für ihn nicht als Hindernis, und daher sündigt er nicht im Alter.
Er tut sein Bestes gemäß seinen Kräften und Fähigkeiten.
Schließlich geht er glücklich und zufrieden fort."
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