Qi Gong (klicken Sie hier für den gesamten Eintrag im “Qi Gong-Lexikon”):
Qi Gong
- “Qi” oder “Chi” steht sowohl für den Atem, Energie oder Fluidum und bezeichnet die Lebenskraft selbst. “Gong”, “Gung”, oder “Kung” indes bezeichnet die Arbeit, die Disziplin aber auch das aus ihr entstammende Können. – Qi Gong bzw. Qigong, oder manchmal auch “Chi Kung” genannt, meint also schlichtweg die Arbeit mit der Lebensenergie im Zuge ihrer vermehrten Beherrschung. Und alleine die chinesische Tradition bietet unzählige verschiedene Wege, Methoden und Techniken hierzu. „Das eine Qi Gong” – gibt es nicht. Selbst die Lehren des Sebastian Kneipp sind, im Grunde, ein Qi Gong, also ein Weg, die Lebensenergie zu stärken und trainieren.
Wie das Wissen um die Kenntnis der Lebenskraft und die Systeme ihrer Anwendung ursprünglich in China entstand oder nach China kam, wird wohl für immer im Dunkel der frühsten Geschichte verborgen bleiben. Wir wissen aber, durch und über welche Linien diese weitergetragen wurden: Vor allem durch die Traditionen des Daoismus und des Buddhismus. Der Daoismus ist, neben dem Konfuzianismus und Buddhismus, eine der drei großen Lehren, welche in der Geschichte und Kultur Chinas eine maßgebliche Rolle spielten. Und jede dieser drei Lehren förderte auch die Tradition, also Pflege und Weitergabe der Techniken zur Ausbildung und Beherrschung der Lebenskraft, also des “Qi Gong”.
Der Daoismus ist, in seiner Ursprünglichkeit, eine stark magisch geprägte Lehre, welche wiederum große Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen mit den Systemen des tibetischen Buddhismus, des Yoga und der westlichen Hermetik, welche z. T. auf altägyptische Einweihungssysteme zurück gehen, aufweist. Es scheint in der Tat, dass sie alle letztendlich derselben Urquelle entstammen (Indizien legen nahe, dass all diese Systeme ein Alter von über zehntausend Jahren aufweisen) und sich fortan lediglich speziell entwickelten, so wie eine Ursprache sich in verschiedene Dialekte teilt.
Der Daoismus als Hüter der Lehren des Qi Gong
Sowohl der Daoismus wie auch der Buddhismus sind in China bis heute untrennbar mit den Kampfkünsten verbunden. Die Kampfkünste spielten in Asien schon immer eine sehr wichtige Rolle, nicht nur zum damaligen Überleben in Zeiten starker politischer Unruhen, sondern vor allem auch als ein Mittel und ein Weg, Körper, Seele und Geist eines Menschen heranzubilden: Indem man den Körper trainiert, trainiert man auch Seele und Geist. So stellen die Kampfkünste in Asien in gewisser Hinsicht auch ein Erziehungsmodell dar, ein Weg, der zu den Tugenden führen soll, und eine Ausbildung in den Kampfkünsten ging gewöhnlich ebenso einher mit einem Studium der Kalligraphie, der Philosophie und/oder musischer Künste.
Die Ausbildung des Körpers war und ist ein Sinnbild geistig-seelischen Fleißes und der Überwindung, der generellen Arbeit an sich selbst. Doch das war nicht immer so. Die ursprüngliche Schule des Buddhismus in China negierte den Körper zunächst recht stark, zugunsten einer forcierten Entwicklung des Geistes. Erst der vor langer Zeit aus Indien eingewanderte Mönch Bodhidharma (in China Damo genannt) änderte dies – indem er den Wert der körperlichen Ausbildung als eine solche Grundlage oder Hilfe zur geistigen Schulung aufzeigte.
Das Qi Gong ist das eigentliche Grundfundament vieler Kampfkünste
Die Kampfkünste waren damals wie auch heute noch in China stets verbunden mit der Kenntnis und der Ausbildung der Lebenskraft, welche immer die eigentliche Essenz jeder Technik und jedes wahren und erfolgreichen Kampfstils darstellte. Diese “innere Kraft”, welche jede äußere Technik erst beseelte und erst wahrhaft wirksam machte, wurde im Laufe der Zeit jedoch mehr und mehr vergessen, was auch von den damaligen Meistern in einer Schilderung der Degenerierung der chinesischen Kampfkünste erkannt und zugleich beklagt wurde –eine ähnliche Erscheinung, wie sie heute beispielsweise das Yoga im Westen durchmacht, indem die wahren und eigentlichen, geistigen Praktiken des Yoga schwinden zugunsten einer Überbetonung der körperlichen und rein gymnastischen Aspekte. In den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts setzte in China allerdings eine Art Revival ein: Bislang lieber im Verborgenen agierende Meister der “inneren Kampfkünste”, also der Kampfkünste, deren Techniken auf die Verwendung bis dahin geheimer Methoden der Ausbildung der Lebenskraft setzten, traten mehr und mehr ans Tageslicht und entschlossen sich dazu, den wahren inneren Kern der Künste dem Volk zugänglich zu machen.
Aber nicht nur das Zhang Zhuang, auch unzählige andere Techniken des Qi Gong, also der “Energiearbeit” sind uns bis heute aus China überliefert. Sie alle aufzuzählen ist unmöglich. Aber auch unnötig – denn wir finden bereits in den in den drei Bänden des “Kompendium der universalen Lebenskraft” verwendeten Techniken sämtliche wesentliche Kernelemente und absolute Grundlagen, welchen alle Traditionen, Übungen und Methoden, welche die Ausbildung der Lebenskraft zum Ziel haben, gleichsam als Fundament anwenden. Das Erkennen und Extrahieren dieser universellen Gesetzmäßigkeiten der Lebenskraft versetzt uns in die Lage, diese frei und kreativ anwenden zu können.
Noch eine legendäre Übertragungsstätte Chinas in Bezug auf das Wissen und das Training der Lebenskraft soll hier natürlich abschließend ebenfalls erwähnt werden: Das berühmte Shaolin Kloster. In ihm werden seit nahezu anderthalb Jahrtausenden teils spektakulär anmutende Techniken des Qi Gong von einer Generation an die nächste weiter überliefert. Deren Spezialität ist u.a. das sogenannte Eisenhemd-Qi Gong, besondere Qi Gong-Techniken, welche den Körper derart widerstandsfähig machen, dass er selbst massivste Kräfteeinwirkungen unbeschadet überstehen kann. Die entsprechenden Demonstrationen dürfte heutzutage jeder kennen.
Es gibt unzählige Arten des Qi Gong
“Qi Gong” (also „Energie-Arbeit” bzw. „Ausbildung der Lebenskraft”) in Kürze oder vereinheitlichend zu erklären ist also nur schwer möglich – es gibt einfach zu viele Arten und Methoden, selbst allein in der chinesischen Tradition. „Das” Qi Gong gibt es so gar nicht. Letztendlich ist unter diesem pauschalen Begriff tatsächlich immer nur die Arbeit mit und die Schulung der Lebensenergie als ein zentrales Ziel zu verstehen – und hierfür wurden sehr viele verschiedene Methoden entwickelt – die aber stets wenigen, gleichen Gesetzmäßigkeiten folgen und auch folgen müssen, um wirksam zu sein.
Wohl aber kann man sämtliche Qi Gong-Übungen immer in mindestens eine (oder mehrere) von 7 unterschiedlichen Hauptkategorien einteilen. Mehr dazu finden Sie in diesem Artikel hier.
Die meisten Qi Gong-Techniken und -Wege Chinas entstammen also den daoistischen Lehren und Klöstern, und wie bereits erwähnt bilden die Kampfkünste, als eine weitere Form eines spirituellen und auch persönlichkeitserziehenden Weges und die Ausbildung der Lebenskraft in Asien generell eine Einheit, auch wenn man natürlich keine Kampfkunst praktizieren muss, um sich den chinesischen Qi Gong-Übungen zu widmen und mit ihnen die eigene Lebenskraft zu kultivieren und auszubilden. Aber selbst jene Qi Gong-Übungen, welche ihren Ursprung in den Kampfkünsten zu finden scheinen, besitzen ihren Ursprung selbst immer in den daoistischen Traditionen Chinas.
Weiterführende Literatur / Literatur-Kompass zum Qi Gong:
Die Buchreihe “Professionelles Qi Gong” erklärt das traditionelle Qi Gong von den allerersten Grundlagen an bis hin zu den fortgeschrittenen Stufen, in Theorie und Praxis.
Die Buchreihe “Kompendium der universalen Lebenskraft” widmet sich der universalen Synthese aller Traditionen dieser Welt, welche sich seit jeher mit der Ausbildung der Lebensenergie befassten und erklärt das Grundfundament und den “roten Faden” all dieser Traditionen, Übungen und Methoden.
“Einführung in das Qi Gong”, ein kleines Büchlein von Günther Dogan auf Amazon.de – Als eine erste, interessante Einführung in das Thema. Dieses Buch kostet derzeit nur 0,99 Cent und ist an bestimmten Aktions-Tagen auch kostenlos erhältlich.
Interessante Artikel und Links zum Qi Gong:
Was ist Qi Gong auf Qigong-Taichi.com
Die 7 grundlegenden Kategorien des Qi Gong
Artikel: Kann man Qi Gong auch ohne Lehrer erlernen?
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