Beschreibung
Dieses Buch behandelt zwei sehr bemerkenswerte Berichte, welche die Jahrhunderte überdauert haben und bis heute Rätsel aufgeben. Es handelt sich hierbei um die authentischen Original-Aufzeichnungen und Berichte persönlich Beteiligter:
In den ländlichen Tälern des Schwarzwalds, fernab der aufgeklärten Metropolen des 19. Jahrhunderts, ereignete sich ab dem Jahre 1841 eine Reihe von Vorfällen, die die Grenzen des Rationalen zu sprengen schienen. Im Mittelpunkt stand eine einfache Dorfbewohnerin namens Gottliebin Dittus, aus dem beschaulichen Möttlingen.
Die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Gottliebin nutzte jede sich bietende Chance auf Bildung und Weiterbildung. Als Musterschülerin des Dorfpfarrers eignete sie sich ein bemerkenswertes Wissen an.
Doch nur wenige Jahre später erkrankte die junge Frau auf rätselhafte Weise. Zuerst treten in ihrem engen Logis unerklärliche Poltergeräusche auf. Dann erzählt sie, dass eine durchsichtige Gestalt, nur von ihr wahrgenommen, um im Haus versteckte Papiere gebeten habe, die tatsächlich auch gefunden und als Utensilien zum Ausüben von Zauberei gedeutet werden. Ohnmachtsanfälle und Krämpfe plagten sie. Was folgte, überstieg alle Vorstellungskraft: Blutige Wunden, aus der Haut hervorbrechende Gegenstände und Spukphänomene aller Art. Die Vorfälle steigern sich in Heftigkeit und Häufigkeit, so sehr, bis Pfarrer Blumhardt schließlich dem Spuk entschlossen entgegentritt. “Wir haben lange genug gesehen, was der Teufel tut; nun wollen wir auch sehen, was Jesus vermag”. Mit Gebeten allein, ohne Exorzismusrituale, beginnt er nun den Kampf um Gottliebins Seele.
Im vorliegenden Buch wird der in den Jahren 1841 bis 1843 verfasste Originalbericht von Pfarrer Johann Christoph Blumhardt wiedergeben, in welchen er den dramatischen Kampf schildert, den er mit den Dämonen um die Seele der Gottliebin Dittus zu führen meint.
Es ist dies eine wahre Geschichte – der erschütternde, authentische Bericht über eine dämonische Besessenheit und einem Pfarrer, der diesen Glaubenskampf um keinen Preis verlieren wollte.
Dieser Erlebnisbericht ließt sich auch deshalb so fesselnd, aufwühlend und erschütternd, nicht nur weil okkulte Phänomene beschreibt, die ans Unglaubliche grenzen, sondern auch, weil man die Geschichte der beiden, sowohl der Leidenden als auch ihres “Paladins”, dem Pfarrer, der sie auf jeden Fall den Fängen der Dämonen entreissen möchte, über ganze Jahre hinweg nachverfolgen und nachvollziehen kann. Es ist der Bericht eines Augenzeugen, der in die Ereignisse wider seinen Willen hineingezogen wird und liest sich schließlich wie der archetypische Kampf zwischen Gut und Böse, der Dunkelheit und dem Licht – und man ahnt das Heldentum eines Menschen, der für seinen spirituellen Glauben und für seine Nächstenliebe alles gibt und bis an die Grenzen seiner Kräfte geht.
Ein jahrelanger Kampf beginnt
Die junge Gottliebin Dittus leidet zunächst an Ohnmachten und Krämpfen; der behandelnde Arzt ist ratlos.
Im April 1842 erfährt Pfarrer Blumhardt von seltsamen Vorkommnissen in der Wohnung der besagten Gottliebin. Diese, eine junge Frau von 26 Jahren, lebt mit drei Geschwistern zusammen in einem engen Logis, dem Untergeschoss des heutigen Gottliebin-Dittus-Hauses in Möttlingen, das seit 1988 eine Ausstellung über diesen rätselhaften Fall beherbergt.
Es herrscht drückende Armut und Traurigkeit; Vater, Mutter und mehrere Geschwister sind kurz zuvor, innerhalb weniger Jahre, gestorben. In den Jahren 1841 und 1842 werden die Bewohner von unerklärlichen Poltergeräuschen erschreckt. Es erscheinen geisterhafte Gestalten, auch die Leiden der armen Frau steigern sich drastisch.
Auch Blumhardt weiß sich angesichts der bewusstlos daliegenden Frau nicht zu helfen. An einem Sonntagabend im Juni 1842 sieht er schweigend ihren heftigen Konvulsionen zu, die den ganzen Körper ergriffen haben; Schaum fließt aus dem Mund. Da überkommt es ihn; er ergreift ihre Hände, legt sie zum Beten zusammen und ruft: „Wir haben lange genug gesehen, was der Teufel tut; nun wollen wir auch sehen, was Jesus vermag.“ Das Erstaunliche geschieht: Die Kranke erwacht, spricht die betenden Worte nach; die Krämpfe hören auf.
Schließlich gelangt Blumhardt zu der Überzeugung, hier sei etwas Dämonisches am Werk. Von exorzistischen Aktionen hält sich Blumhardt jedoch fern. Er vertraut allein auf das Gebet, zu dem er auch Gottliebin auffordert, und bleibt dabei, auch als die Phänomene sich auf dramatischte Weise steigern.
Blumhardts und Gottliebins Glaube wird auf eine harte Probe gestellt. Wenn es scheint, als hätte die Geschichte endlich ein Ende erreicht, kommt es wieder zu Rückfällen, auch zu völlig neuen Erscheinungen. Am 8. Februar 1843 sieht die junge Frau im Geiste ein schreckliches Erdbeben in Westindien, was kurz darauf durch Zeitungsberichte bestätigt wird.
Einen Monat darauf erbricht sie ein Messer, Nadeln und ein 3 Zoll breites Stück Eisen, alles nach Blumhardts Überzeugung in sie „hineingezaubert“. Aus ihrem Kiefer, der Herzgrube und aus dem Oberleib treten Nägel, Scherben, Knochen, Eisen, Fensterblei, verbogene Drahtstücke und anderes hervor. Wie immer sind auch hier Augenzeugen anwesend. Blumhardts Frau hilft beim Herausziehen der Gegenstände, die von Blumhardt anfangs aufbewahrt und später vernichtet werden.
In diesem Buch wird der vollständige Bericht des Pfarrers Johann Christoph Blumhardts wiedergegeben, der 1841 bis 1843 von ihm selbst, während der Zeit dieser Ereignisse verfasst wurde. Hierfür wurde er, einer besseren Lesbarkeit wegen, in ein für moderne Leser leichter verständliches Deutsch übertragen, wobei dennoch die Originalgetreue möglichst unverfälscht beibehalten wurde.
“(…) will ich niemand aus der Geschichte und aus der Neuzeit nennen, der Pakte mit Wesen eingegangen ist. Aber außer den der Öffentlichkeit bekannten Fällen, wie Faust und Urbain Grandier, gibt es zahlreiche andere, von denen die Öffentlichkeit keine Ahnung hat.”Franz Bardon |
In der finsteren Epoche des 17. Jahrhunderts, als Aberglauben und religiöser Wahn die Gesellschaft fest im Griff hatten, entfaltete sich im Ursulinenkloster von Loudun ein Skandal, der die Grenzen des Rationalen sprengte.
Inmitten der frommen Mauern begann die scheue Nonne Jeanne des Anges plötzlich von wilden Krämpfen und unerklärlichen Verhaltensweisen heimgesucht zu werden. Rasend vor scheinbarer Besessenheit spie sie Flüche in unbekannten Zungen aus und wand sich wie eine Schlange unter den entsetzten Blicken ihrer Mitschwestern. Was als einzelner Zwischenfall begann, weitete sich zu einem Strudel des Wahnsinns aus, der das Kloster erfasste.
Eine nach der anderen folgten die Nonnen Jeanne auf dem dunklen Pfad in die Raserei. Alle wähnten sich von finsteren Mächten besessen, die sie zu sündhaften Ausschweifungen und satanischen Ritualen trieben. Fassungslos standen die Behörden diesem unerklärlichen Treiben gegenüber, während sich die Gerüchte über Teufelswerk in den Klostermauern unaufhaltsam verbreiteten.
Im Zentrum des Skandals: Der charismatische Priester Urbain Grandier, den die besessenen Nonnen der Zauberei und Hexerei bezichtigten. War er tatsächlich im Bunde mit dem Teufel? Als man Grandier der Folterkammer überantwortete, begann ein erbarmungsloser Kampf um Lüge und Wahrheit, der bis heute Rätsel aufgibt.
Schwester Jeanne schrieb damals eine detaillierte Autobiographie ihrer Besessenheit und Exorzismen. Diese Autobiographie erstreckt sich vom Beginn der Besessenheit 1633 bis 1642. Das Manuskript wurde erst 1866 unter dem Titel “Autobiographie d’une hystérique possédée” erstmals veröffentlicht und gilt heute als wichtiges Dokument der Hysterie und Besessenheit im 17. Jahrhundert.
Es wurde mittlerweile mehrfach verfilmt, unter anderem 1961 von Jerzy Kawalerowicz in “Mère Jeanne des Anges” und 1971 von Ken Russell in “The Devils”.
Der Text dieses Manuskripts wird in diesem Buch im Folgenden vollständig wiedergegeben.
Wiedergegeben werden auch die Illustrationen einiger erhalten gebliebener Schriftdokumente, wie etwa dem angeblichen, von Urbain Grandier selbst unterzeichneten Teufelspakt.
„Mutter Jeanne begnügte sich freilich ebensowenig wie die spanische Nonne mit ihrem blonden Pagen. Sie erstrebte das höchste Ziel aller Mystiker: die Vereinigung mit Gott, das ist bei christlichen Frauen die Vereinigung mit dem Gekreuzigten. So wird Jesus ihr »Liebchen«, so zieht er in ihr Herz ein. Bei ihrer Lust für Qualen – – die sie mit so vielen Mystikern teilt – – wird diese Vereinigung ein wahrer Sabbat der Schmerzen: alle die Werkzeuge, die Jesum marterten, werden in ihr Herz gegraben. Zuletzt die Lanze, an deren Stich sie stirbt. Diese Besessenheit vom Himmel ist ganz sicher echt. Aus jedem Satz, aus jedem Wort ihrer Briefe schreit ihre Seele nach dem Geliebten; nie hat irgend eine Frau glühendere, heißere Liebesbriefe geschrieben als Frau von Béclier – – durch Vermittlung ihres Beichtvaters, – an Jesus von Nazareth. Neben ihnen wird selbst die mit Recht hochberühmte Selbstbiographie der Heiligen Theresa zum blassen Schatten, wir haben kein Dokument, das ihnen irgendwie ebenbürtig zur Seite zu stellen wäre.“ Hanns Heinz Ewers (Im Vorwort zur deutschen Ausgabe von “Memoiren einer Besessenen” von Sœur Jeanne, der hiermit vorliegenden autobiographischen Erzählung der Schwester Jeanne) |
"Obwohl ich bei jedem Abschnitt gezittert habe, ob es nicht übereilt und unvorsichtig wäre, alles so offen zu sagen, lautete es doch immer wieder in mir: "Heraus damit!" Jeanne de Belcier entstammte einer kleinadligen kinderreichen Familie mit 19 Kindern. Ihre Großmutter väterlicherseits war die Tochter von Olivier de Coëtivy und einer unehelichen Tochter von König Karl VII. und seiner Mätresse Agnès Sorel. Aus der Einleitung des Berichts von Johann Christoph Blumhardt
So sei es denn gewagt, und ich tue es im Namen Jesu, des Siegers. Hier ehrlich und offen zu sein, betrachte ich nicht nur als meine Pflicht gegenüber meiner hochverehrten Oberkirchenbehörde, die jedes Recht auf meine Offenheit verdient hat, sondern auch gegenüber meinem Herrn Jesus, dessen Sache allein ich zu verteidigen hatte.
(...)
Die verehrten Leser mögen das Ganze öfter lesen, bevor sie ein Urteil fällen. Doch ich vertraue dem, der die Herzen in seiner Gewalt hat. Und wie auch immer die Urteile ausfallen mögen, ich kann mich beruhigen, die Wahrheit ohne Hehl gesprochen zu haben, und dazu die feste Gewissheit:
"Jesus ist der Sieger."
Johann Christoph BlumhardtSchwester Jeanne des Anges
Im Alter von fünf Jahren wurde Jeanne von einer Tante mütterlicherseits in ein Kloster geschickt, wo sie bis zum Alter von 20 Jahren blieb. 1622 trat sie in Poitiers in ein Ursulinenkloster ein, in dem die Augustinusregel befolgt wurde, nahm den Ordensnamen Jeanne des Anges an und führte nach ihren eigenen Worten eine ausschweifende Lebensweise.
Jeanne, die in ihren hier vorliegenden Confessios selbst behauptet, von sieben Dämonen besessen zu sein, war eine zentrale Gestalt der heute meist unter dem Namen „Teufel von Loudun“ zusammengefassten Hexenprozesse in den 1630er Jahren, die mit der Verbrennung des Priesters Urbain Grandier (1590–1634) auf dem Scheiterhaufen endeten. Ohne Grandier jemals getroffen zu haben, klagte sie ihn an, versucht zu haben, sie mit Hilfe von Magie zu verführen. Grandier, in einem ersten Prozess von einem Kirchengericht freigesprochen, fiel schließlich der Feindschaft des Kardinals Richelieu zum Opfer.